Der Familienverband


Seit Jahrhunderten haben die Angehörigen der Sippe, also der Gesamtfamilie von Bassewitz, untereinander engen verwandtschaftlichen Kontakt gehalten. In der frühesten urkundlich belegten Zeit unterzeichneten sie gemeinschaftlich Urkunden, etwa über Kauf oder Erbschaft von Grundeigentum, stellten gemeinsam Bewaffnete zu ritterlicher Fehde oder zur Landesverteidigung auf und traten korporativ bei wichtigen staatsrechtlichen Akten in Erscheinung, etwa bei der mecklenburgischen "Landesunion" von 1523, bei der Errichtung der "Landesklöster" 1572 und beim "Erbvergleich" der Ritterschaft mit dem mecklenburgischen Fürstenhaus 1755.

Die Anregung, den jetzt bestehenden Familienverband zu gründen, ging aus von Landrat Wilhelm v. Bassewitz auf Benndorf, Kreis Halle a/Saale, Sohn des Oberpräsidenten Friedrich Magnus von Bassewitz. Wilhelm versammelte am 4.10. 1873 in Wismar 16 männliche Angehörige der (adligen) Mecklenburgischen Hauptlinie, um die Gründung eines Familienverbandes zu beraten und vorzubereiten. Weitere Zusammenkünfte von Angehörigen der genannten und der (gräflichen) Wendischen Hauptlinie in Güstrow, Rostock und Liebenow (Mark) führten zur Aufstellung einer von dem Geheimen Justizrat Hermann von Bassewitz (Güstrow) entworfenen Satzung des Familienverbandes, der als solcher seine erste Sitzung am 9.10.1877 in Rostock abhielt. Sieben Angehörige der Mecklenburgischen und sechs der Wendischen Hauptlinie nahmen daran teil, der vorerwähnte Wilhelm war inzwischen (1876) verstorben. Die Zahl der dem Familienverband beigetretenen Mitglieder betrug damals 24 und um die Jahrhundertwende 28. Die Satzung hat in neuerer Zeit kleinere den veränderten Zeitläuften angepaßte Abänderungen erfahren, ihr Geist, den verwandtschaftlichen Zusammenhalt zu pflegen, blieb derselbe.

Die folgenden Familientage, anfänglich jährlich abwechselnd in Wismar und Malchin - nahe dem ländlichen Grundbesitz beider Hauptlinien -, seit 1888 alle zwei Jahre stattfindend, wurden seit 1894 am Heiligendamm, Mecklenburgs ältestem Seebad, veranstaltet, was sich auf die Teilnahmefreudigkeit günstig auswirkte. Im Jahre 1896 wurde beschlossen, den Namen einheitlich mit zwei s (ss, nicht ß) und in gotischer Schrift mit zwei langen s (ss) zu schreiben. Der letzte Familientag am Heiligendamm fand unter dem Vorsitz des damaligen Familienverbandsvorsitzenden Staatsminister a.D. Hans Barthold von Bassewitz im Sommer 1939 statt, kurz bevor sich der Himmel über Deutschland verfinsterte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Verbindung innerhalb des Kreises der Gesamtfamilie, teils durch neue Adressenlisten und Rundschreiben, wiederhergestellt und im Juni 1955 in Hamburg ein neuer Familientag unter Vorsitz des neuen Familienverbandsvorsitzenden, Heinrich Graf von Bassewitz (Dalwitz), abgehalten.

Die auf Beschluß dieses Familientages neu formulierte Satzung und die Begrüßungsworte des Vorsitzenden wurden, zugleich mit neuen Namens- und Adressenlisten der Gesamtfamilie, den Vettern und Kusinen übermittelt. Auf Vorschlag des Vetters Bernd Graf von Bassewitz (Bristow) wurde beschlossen, daß die Familienangehörigen einander allgemein mit dem verwandtschaftlichen "Du" anreden. Dem früheren Brauch entsprechend, fanden die Familientage jeweils in den ungeraden Jahren statt, 1957 und 1959 in Schelploh, Kreis Celle, und 1961 im Schloßhotel Tremsbüttel, unweit Hamburg.

Ein Genealogisches Handbuch der ganzen Familie war zuerst 1877 gedruckt worden, 1883 erschien die 2., vervollständigte Auflage, 1901 die 3., 1909 die 4.,1921 die 5., 1937 die 6. Auflage. Daneben waren die beiden Hauptlinien der Familie, gewöhnlich im Zeitabstand von 20 Jahren im "Gotha" verzeichnet, im dunkelgrünen (Grafen) im hellblauen Band (Uradel). Nachdem der Verlag C. A. Starke Limburg a/Lahn seit 1951 wieder regelmäßige Folgen des Genealogischen Handbuchs des Adels herausgibt, wurde die gräfliche Linie 1958 in den Band "Gräfliche Häuser A III" und adlige Linie 1960 in den Band A V (Verlags Nr. 718 und 724) aufgenommen. Von einem Wiederabdruck der historischen Genealogie, die im "hellblauen Gotha" von 1900 enthalten war, wurde Abstand genommen. Eine Neuherausgabe eines "Taschenbuchs" den allerletzten zuverlässigen Personalien und Daten wurde vom Familientag als erwünscht bezeichnet.

Eine Bestands-Statistik der Gesamtfamilie, die sich auf die genannten genealogischen Übersichten stützt, läßt erkennen, daß die Personenzahl jetzt und vor rund 100 Jahren annähernd gleich ist, nämlich um 150, wovon etwa 2/5 männlich und 3/5 weiblich sind. Dies Zahlenverhältnis erklärt sich zum Teil daraus, daß sowohl eingeheiratete wie ausgeheiratete Kusinen in der Liste stehen, zum Teil aus den Kriegsverlusten der männlichen Familienmitglieder und zum geringen Teil vielleicht aus der Tatsache, daß es allgemein einen kleinen Frauenüberschuß gibt und daß Frauen langlebiger sein sollen als Männer. Während anfänglich aber die Angehörigen der adligen Linie etwa doppelt so zahlreich waren wie diejenigen der gräflichen Linie, verschob sich das Zahlenverhältnis seit der Jahrhundertwende zunehmend zugunsten der gräflichen Linie, die in der Zählung von 1937 sogar ein kleines Übergewicht (82 : 77) erlangte. Seit dem 2. Weltkrieg halten sich beide Hauptlinien zahlenmäßig die Waage. Die Kriegsverluste in beiden Weltkriegen waren bei beiden Hauptlinien sehr hoch. Die vormaligen Linien oder Häuser Schlesien, Hohenluckow, Potsdam - Halle, Schimm und Dänemark sind ausgestorben. Sowohl die adlige wie die gräfliche .Hauptlinie können jeweils ihre Genealogie auf einen Stammvater zurückführen, der, von den jetzt lebenden Angehörigen der jüngsten Generation an rückwärts gezählt, sechs Generationen früher lebte, nämlich: Ulrich Karl Adolf v. Bassewitz auf Schönhof, Schimm und Tarzow, 1729 - 1798, Oberstleutnant, sowie Bernhard Friedrich Graf v. Bassewitz auf Prebberede usw., mecklenburgischer Ministerpräsident, ein Enkel des ersten Grafen Henning Friedrich. Gf. Bernhard. Friedrich lebte 1756 - 1816.


Der Bestand der Familie von Bassewitz in Zahlen

Adlige LinieGräfliche LinieBeide Linien
Jahrmännl.weibl.zus.männl.weibl.zus.männl.weibl.zus.
187839 59 98 19 29 48 58 88 146
188338 61 99 19 29 48 57 90 147
190135 62 97 27 44 71 62 106 168
190937 69 106 31 48 79 68 117 185
192127 65 92 23 45 68 52 108 160
193726 51 77 27 55 82 57 102 159
194821 45 66 26 37 63 47 82 129
195227 44 71 28 41 69 55 85 140
196026 46 72 28 45 73 54 91 145
196228 43 71 28 47 75 56 90 146

[Anmerkung]



Aus

Beiträge zur Familiengeschichte
der adligen und gräflichen Familie
von Bassewitz
1962


Zusammengestellt von Hans Joachim von Bassewitz, 1999 gescannt und vorbereitet von Kai von Bassewitz und HTMLified von mir.


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Letzte Änderung: 2008-03-09
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